P.Chr.Gorcys synchroner Sog und Druckblasebalg "Apodopnik" zur Wiederbelebung Anno 1789 Dräger-Hefte
Johann Draeger entwickelte im Jahre 1907 ein Wiederbelebungsgerät, den Pulmotor. Es war das weltweit erste
Beatmungsgerät. Dieser wurde im Oktober 1908 der Rettungspraxis zugeführt. Schon bevor der öffentliche Rettungsdienst auf den neuen
Wiederbelebungs-Apparat aufmerksam wurde, war er den Sanitätsleuten in Gruben - und Hüttenbetrieben übergeben worden. Bis zum Jahr 1913 wurden Weltweit mehr als 3000 Exemplare
verkauft.
Der Pulmotor ist in einem Holzkoffer eingebaut. Er ist 66 cm lang, 40 cm breit, 18 cm hoch. An der Innenseite des Deckels befindet sich ein in seiner Lage sofort
gebrauchsbereiter Apparat für die Sauerstoffinhalation.
Urkonstruktion des Pulmotors von 1907 Dräger-Hefte
Die ersten Pulmotorstationen wurden errichtet in der Kaiser-Friedrichapotheke Berlin, Englische Grubenrettungsstelle Wales, Grubenrettungsstelle des Bezirks Halle,
Grubenrettungsstelle des Königreichs Sachsen, Grubenrettungsstelle des Ruhrkohlenbeckens Revier Gelsenkirchen, Grubenrettungsstelle des Ruhrkohlenbeckens Revier Essen, Grubenrettungsstelle des
Kohlenbeckens Oberschlesien, Grubenrettungsstelle des Kohlenbeckens Galizien.
Der Pulmotor wurde vielfältig angewendet, ob Über - oder Untertage. Er fand Anwendung bei Gasvergiftung, Ertrinken, Kohlenoxydvergiftung, Leuchtgasvergiftung,
Rauchgasvergiftung, Anolinvergiftung, Hitzeschlag, Erfrieren, usw.
Chronologische Übersicht der Rettungsarbeit des Pulmotors in Deutschland
Januar 1912 bis Februar 1914 wurden 336 Personen mit dem Pulmotor wiederbelebt
Januar 1912 bis April 1915 wurden 652 Personen mit dem Pulmotor wiederbelebt
Januar 1912 bis Mai 1918 wurden 1324 Personen mit dem Pulmotor wiederbelebt
Januar 1912 bis 1920 wurden 2429 Personen mit dem Pulmotor wiederbelebt
In Nordamerika wurde ca. 1915 ein neues Wiederbelebungsgerät ein "Lungmotor" auf den Markt gebracht. Dieser Lungmotor arbeitete mit einer doppelwirkenden
Ventilumstellung auf Drücken und Saugen und wurde mit einer Fußluftpumpe betrieben.
Pullmotor im Verbandsraum der Domaniale Steenkolenmijnen Kerkrade ( Limburg ) 1920
Wiederbeleber Dr. Brat 1925
Der Wiederbeleber Dr. Brat der Maschinenfabrik Westfalia im Jahr 1925 arbeitete mit reinem Sauerstoff. Die Firma Dräger hingegen mit
sauerstoffreicher Luft. Bei beiden Apparaten erzielte man durch Erzeugung einer Druck-und Saugwirkung eine künstliche Ein und Ausatmung sowie eine kräftige Durchspülung der Lunge mit
Sauerstoff-Luftgemisch. Der Pullmotor ist für selbsttätiges Arbeiten eingerichtet, während der Dr. Bratsche Apparat von Hand betätigt werden musste. Beim Pullmotor ist der Sauerstoffdruck mittels
Reduzierventils fest einstellbar, wohin gegen beim Dr. Bratschen Apparat der Druck in beliebiger Höhe eingestellt werden kann.
Pulmotor Sauerstoff-Wiederbelebungsmaschine für künstliche Atmung 1935 Dräger-Hefte
Inhabad Wiederbeleber
Der Wiederbeleber Inhabad ist nach dem Prinzip der Silvesterschen Handbeatmung gebaut. Er ersetzt die Tätigkeit auf maschineller Art, sodass mittels dieses
Apparates die künstliche Atmung von einer Person stundenlang durchgeführt werden kann. Der Wiederbeleber Inhabad ist verbunden mit einer Einrichtung zum Einführen von Sauerstoff. Dies erfolgt bei
ihm jedoch nicht unter Druck. Der Sauerstoff wird mittels eines in die Mundhöhle geführten Schlauches durch das künstlich hervorgerufene Heben und Senken des Brustkorbes auf natürliche Weise
zugeführt. Der Fingerdruck auf die Luftröhre um die Speiseröhre abzuschliessen ist hier unnötig.
Es gab weitere Wiederbeleber:
Audos J 2
Degea
Vivator
Titan 2 der Firma Horak
Fries: Schwedischer Marienarzt
Im Jahre 1929 kam ein neuer Pulmotor auf dem Markt der sowohl ohne als auch mit CO2-Zusatz angewendet werden konnte. Über die Anwendung des Kohlensäurezusatzes
bestand zur damaligen Zeit noch keine Klarheit. Es stand fest das Kohlensäure einen Anreiz zur Atmung gab. Die Erhaltung einer bestimmten Kohlensäurespannung war deshalb für jede
Wiederbelebungsarbeit von großer Bedeutung.
Mit dem neuen Pulmotor wurde auch eine neu entwickelte Maske mitgeliefert. An Stelle der bisherigen Universalmaske mit drei auswechselbaren Gummiwulsten für Männer,
Frauen und KInder sind drei komplette Masken getreten, bestehend aus Metallteil und Gummiteil mit Luftabdichtwulst.
Neuer Pulmotor aus dem Jahr 1954
Neben dem Koffer-Pulmotor gab es einen tornisterartig tragbaren Pulmotor. Diese Ausführung wurde für den Bergbau entworfen. Das Gehäuse des Tornister-Pulmotors hat
die Abmessungen des Sauerstoff-Schutzgerätes für den Bergbau Modell BG 170/400.
Tornister-Pulmotor für den Bergbau Dräger-Hefte
Bergungsgerät Modell 402 mit Injektor. 1954
Wiederbelebungsvorschriften um 1812
Im Reglement für Bergleute, erlassen am 20. Oktober 1812 durch den General-Bergwerkdirektor in Düsseldorf sind die Rechte und Pflichten eines Bergmannes präzisiert: Der Bergmann als Mitglied der
Knappschaft hat ausser allgemeinen Untertanenpflichten besondere Pflichten auf sich zu nehmen und dagegen verschiedene Wohltaten zu genießen. In seinem Leben muß er sich durch Sittlichkeit,
Ordnung und Rechtschaffenheit auszeichnen. Zank und Streit und das Laster der Trunkenheit meiden. Die Schichten oder Arbeitsstunden werden nach den eintretenden Umständen bestimmt. In der Regel
aber muss er, wenn in mehreren Schichten gearbeitet wird im ersten Drittel morgens um 4 Uhr, im zweiten Drittel mittags um 12 Uhr und im dritten Drittel abends um 18 Uhr arbeiten. Wenn aber nur
in einem Drittel gearbeitet wird in den Monaten Dezember und Januar um 7 Uhr, im Februar und November um 6 Uhr, im März, April, September und Oktober um 5 Uhr, in den übrigen Monaten aber um 4
Uhr morgens anfahren und 8 volle Stunden arbeiten. Wird er nach der Schicht auf die zum Ruhr Debit bestimmten Zechen zum Kohlenschieben angewiesen, so muss er die zum Abschieben bestimmten Haufen
auseinanderreissen und die Kohlen nicht in der Niederlage hinstürzen. Vielmehr solche beim Ein- und Ausladen sorgfältig behandeln. Mit dem Lohn der ihm für seine Arbeit zugelegt wird, muss er
sich begnügen und weder Geschenke noch Trinkgeld annehmen. Wenn einer seiner Kameraden verunglückt, so ist es seine Pflicht alles mögliche zur Rettung anzuwenden und dafür zu sorgen, dass der
Knappschafts-Chirurg, der Knappschaftsälteste, Geschworene und der Bergarzt herbeigeholt werde. Sofort aber muss bis dahin alle zur Rettung dienliche Mittel mit
aller Vorsicht und Behutsamkeit versucht und in folgenden Fällen muss Nachstehendes beobachtet werden. Bei Ersticken. Wenn einer oder mehrere durch böse Wetter in der Grube
ersticken, müssen ungesäumte einige Eimer reinen Wassers mit aller Gewalt in die mit bösen Wettern angefüllte Grube, worin die Verunglückten sich befinden, hineingegossen werden, indem dadurch
die Luft gereinigt und den Verunglückten umso leichter zu Hilfe zu kommen, auch die zu ihrer Rettung nachsteigenden Menschen vor einem gleichen Unglück bewahrt werden. Die Verunglückten
werden an die frische Luft gebracht, Halstuch und Kleider werden losgeknöpft, die Kleider ihnen ausgezogen, man bespritzt sie mit kaltem Wasser und bläst ihnen etwas Schnupftabak in die Nase.
Auch ist es sehr nützlich wenn solche tot scheinenden Menschen nackend ausgezogen, in die frische Luft gelegt und mit kaltem Wasser stark begossen werden. Anschliessend bringt man sie in ein
kühles Gemach und setzt sie in eine solche Stellung, dass der Kopf und Oberleib aufgerichtet sind und die Füsse niederhängen. Die Füsse setzt man sofort in ein laues Fussbad von Wasser bis an die
Knie. Essig oder Brandwein wird ihnen vor die Nase gehalten, auch noch zuweilen ein wenig Schnupftabak in die Nase geblasen. Der Mund wird ihnen geöffnet und Luft eingeblasen, auch in den
Mastdarm auf die oben gezeigte Weise Tabakrauch geblasen. Man bespritzt sie noch zu wiederholten Male mit kaltem Wasser. Wenn sie sich erholen, so werden sie in ein Bett mit aufrecht gerichtetem
Kopf gelegt und ihnen etwas Wasser, Tee oder Bier langsam eingeflösst. Das von Mund- zu -Mund- Verfahren, Einblasen und Absaugen von Luft in langsamen Atemrhytmus ist in den
Wiederbelebungsvorschriften der öffentlichen Rettungsorganisationen zu finden.